Dienstag, 21. Februar 2006

blorges kündigt expansion an

blorges beschließt eine publikationsoffensive!



nach anhaltend schwachen absatzzahlen auf dem lesermarkt beschließt blorges, ab sofort in die schlagwortoffensive zu gehen (entsprechende warnungen, die einen überhöhten zeitverbrauch für diese strategie befürchten, werden aktiv überhört. so wie man unangenehme zwischenrufe einfach überschreit).

dies ist ein blog für leser, also heißt schritt eins: was lesen blorges-leser?

hypothese 1: feuilleton.

dann mal los: thomas lawinky, nicolas stemann, stadelmaier-affäre (affiges faz-gezicke, lieber zu was anderem), david irving (holocaust-leugnung, das holt die falschen leser), tal der wölfe (film nicht gesehen, tendenziell wieder die falschen), pinakothek der moderne (nazi-ausstellung, ja gibt's denn noch was anderes?), toulouse-lautrec und der blick in den kleidkranz einer tänzerin (und das im 19. jahrhunder!), podcastfading (das sind die warnenden stimmen!! und überhaupt: gibt es blogs, die länger als ein jahr halten? länger als einen krieg?), irvin mayfield, uschi glas lässt mit 20 die hüllen fallen, bleibt aber trotzdem hinter einer plüschgiraffe stehen (was bringt das wohl für leser?), die obermaier nackert und mit einem profil wie die bordeaux, sarah kuttner (bringt keine leser, aber quote), und, auch wenn ich sie heute einfach nicht im feuilleton finden kann: nadja uhl (ja, sommer vorm balkon ist auch was für jungs).

so. schuldigkeit getan. jetzt kommt mal schön, ihr suchanfragen.

blorges und ich

dem anderen, blorges, fällt seit einem halben jahr nichts mehr ein. ich tippe mal im suchfeld, anderntags in der bibliothek vor mich hin und vertreibe mir die zeit, von blorges hingegen erhalte ich nichts als bilder. es wäre übertrieben zu behaupten, dass wir irgendeine rivalität aneinander erproben, er war einfach vor mir da und ich lebe sein fehlen jetzt aus. manchmal frage ich mich, ob es ihn überhaupt noch gibt und wie ich an seiner statt wohl agieren sollte. hin und wieder erreicht mich ein brief von blorges, gerichtet an mich, aus portugal,

aber diese seiten können mich nicht retten, vielleicht weil das gute schon niemandes eigentum mehr ist, auch nicht des anderen eigentum, sondern der sprache oder der tradition angehört. im übrigen ist mein los, mich zu verlieren, unwiderruflich, und nur irgendeiner meiner augenblicke wird in dem anderen überleben können. [...] so ist mein leben eine flucht, und alles geht mir verloren und fällt dem vergessen anheim oder dem anderen.

Freitag, 17. Februar 2006

bloogeln

der entscheidende reiz bei dem versprechen einer publizistischen präsenz im netz ist nicht das reine hochladen einer wie auch immer ausdifferenzierten textdatei. es ist allein das wissen um die (zwangsläufige) registrierung der eigenen existenz (und das sind: unsere texte) durch die maschinen. die crawl-roboter, die uns registrieren, und über die wir uns überhaupt erst die hoffnung auf publikum machen können.

ohne das (wenn auch rein mechanische) wohlwollen der registrierroboter gibt es uns nicht im netz. sie sind unsere werbeträger, unsere agenten, unsere massenwirksamen mäzene. ihr aufmerksam werden auf uns ist die quelle für die aufmerksamkeit vielleicht eines, vielleicht vier, vielleicht dreitausend leser in einem monat.

unser leser, unser lektor, ist dieses programm, das uns (letztlich wertfrei und nüchtern) absucht nach verwertbarem material, das es dann für seinen daseinszweck - das herstellen völlig arbiträrer informationsketten - ansaugt, abruft, durchsucht, nackt macht.

wir liefern uns diesen mechanismen aus und wissen das. all das geschieht im tiefsten bewusstsein der eigenen unersättlichen eitelkeit.

schriftlich fixiertes identitätenspiel im spotlight der maschine, deren berechenbarkeit wir glauben, einmal verstanden zu haben.

Mittwoch, 15. Februar 2006

morabito schreibt

legen wir auf einer ebene mehrere gänge und stollen an, die einander kreuzen und verbinden, so erhalten wir ein labyrinth. verknüpfen wir dieses labyrinth rundherum - oben, unten und an den seiten - mit weiteren labyrinthen, [...] so erhalten wir einen schwamm. der schwamm ist die apotheose des labyrinths. [...] der schwamm ist reine streuung. [...] verglichen damit ist die leichtigkeit einer vogelfeder kein kunststück: zu sehr hängt sie mit ihrer winzigkeit zusammen. es ist eine leichtigkeit, die man zur kenntnis nimmt, die jedoch nicht überrascht. die leichtigkeit des schwamms dagegen ist eine heroische.

fabio morábito



schon bis hierhin ist dieser gedankenstrom brilliant. morábito gelingt dabei - es handelt sich um einen ausschnitt aus seiner textsammlung caja de herramientas/werkzeugkasten - stets die fokussierung auf das unwahrscheinliche. auf das klare bild neben dem offensichtlichen einfall. das naheliegende ist synonym für gedankliche faulheit, für die ödnis vorschneller wortentscheidungen. vollständige verdichtung der verästelten gedankenwelt eines sprachlich freien menschen.

für einen literato ist das vielleicht das größte aller ziele: frei zu sein im angesicht der sprache. uneingeschränkter caminante de transitmundos, in denen sich das bedeutete immer anders schreibt. morábito ist dabei so virtuos wie ein...nein, er ist einfach virtuos.

denn wasser fällt mehr als dass es fließt.

achtung, jetzt wird es wirklich gut.

das wasser durchströmt [den schwamm] wie eine losung, die niemand versteht, die jedoch alle stollen eifrig wiederholen und wie ein lauffeuer verbreiten. kein mund bleibt stumm. der schwamm ist unkritisch. [...] das wasser ist nie so sehr herr seines ausdrucks, seiner stimme wie im innern eines schwamms. seine hauptbeschäftigung, das fallen, kann im schwamm, auf dieser komprimierten, greifbaren bühne in all seinen varianten zur geltung kommen, wie in einem labor. mit seinen tausend verästelungen bremst der schwamm den fall des wassers, damit sich das wasser wasser nennen kann, in aller reinheit und menschlichkeit.

es sind große gedanken und es ist all das, was so schwer zusammen geht: spiel, präzision, tiefe. große sprachkunst.

wasser fällt, die totale blöße des schwamms ist entfaltung für die körperwerdung des wassers. der feuchte schwamm ist bildungsroman für das entgrenzte element. und weiter heißt es:

im schwamm wachsen dem wasser vorübergehend wieder hände und füße, rumpf, finger und knorpel und somit eine quelle des selbstbewußtseins, es ist auf sich selbst zurückgeworfen, nachdem es eine konkrete aufgabe erfüllt hat: ohne zu irren oder zu vergessen gründlich einen körper zu durchdringen, der trocken war. höchste erfüllung nicht nur des wassers, sondern auch der liebe.

und ich denke...es ist wieder zeit für große gedanken.

Dienstag, 14. Februar 2006

da draußen (sind grenzen)

gerade kommt ein frisch gewürzter tip durch den äther. blogs aus dem norden. aus borderland. where the polleros laufen, über dühnen, über unbewohnte berge voller leere. voller tod. voller drucksensibler bodenwellen, die in den zentralen lichter zum leuchten bringen, motoren zum heulen und menschen zum rennen.

in borderland, there runs a myth that you can cross where no one has crossed before. you can cross to what they call a fragile sense of freedom. freedom to be purchased. freedom to be persued.

to literatos, that means, a lot of space (d.h. der unbewohnte), auf dem es sich zu schreiben lohnt. zu kratzen und zu sprayen. stickie goes to hollywood and even beyond that.

stickie klebt auf grenzzaunstacheln und reißt sich nur mit mühe los, denn bis zum nächsten erntefeld ist es noch ein stück.

Freitag, 10. Februar 2006

transist

du übersetzt nicht nur, du setzt auch über land
und über deiner schrift sind lieder über siege
denn besiegte setzen hier nicht über.

überall blüht schrift verkehr aus zungen über
seegewässern kreuz und quer die schiffe
ankern. chifre deiner zungenlandschaft.

beständig sind es brücken die du querst
vektor zu einer losen welt
transit der die weichen stellt
weiche stellen an den ufern.

brücken überführen dich
zu außer dir gesetzten städten, setz dich
außer mir hier hin und übersetz
befindlichkeit
ohne festen wohnsitz.

bitte kreuz und quer die wege
deiner zungenschlagerhebungen
und lass sie wörter drehen
um und über deinen bosporus.

du befindest außer dich dir
steht ein raum gut zu gesicht.

ein raum der schreibbewegungen.

Samstag, 4. Februar 2006

da draußen 3

elektronische kulturreflexion aus dem süden und für alle regenmenschen.

parapluie. elektronische zeitschrift für kulturen, literaturen, künste.

online-denken für gente de compromiso intelectual. aber bitte, genug der eigenen senfblasen:


"Auf dem Spiel steht unser Weltbild.
parapluie ist eine Kulturzeitschrift, die für ein bewegtes und bewegendes Weltbild Zeichen setzt.
[...]
Gespannt hält sich parapluie aber auch durch die Auseinandersetzung mit jenen universitären Ritualen, die eifrig dabei sind, sich selbst überflüssig zu machen und so dem Rotstift der ökonomisierten Kulturpolitik munter in die Hände arbeiten. Universität darf nicht mit intellektuellem Autismus gleichzusetzen sein, in dem die Forschung sich gegenstandslos vor der Lehre und der Gesellschaft verschließt und auf nicht enden wollenden Symposien Spezialthemen von einer Aktentasche in die andere wandern läßt. Universität darf auch nicht zu reiner Tradierung eines Bildungskanons verkommen, in dem die Künste immer weiter mit dem Tranchiermesser für die Vitrine zurechtgeschnitten werden, mit dem Ergebnis, daß die Geisteswissenschaften irgendwann nur noch dem eigenen Schwanz hinterherjagen.

parapluie durchbricht diesen Kreis und soll von der einen Seite auf die andere hinüber und wieder herübergereicht werden. parapluie trägt so dazu bei, den Bezug der Geisteswissenschaften zur gelebten Kultur wiederherzustellen und unterstreicht, daß das Nachdenken über Kultur einen Teil derselben darstellt und darstellen muß.
[...]
Für alle, die mit von der Partie sind, wenn wir auf dem Spiel stehen.

die redaktion"


eins noch: zur zeit läuft ein call for papers für parapluie zum thema "wildwüchsige autobiographien". einsendeschluss: 1.12.2006. also noch genug zeit, die eigenen arbeitsprojekte für dieses junge jahr in eine sinnvolle richtung zu lenken. denn schauen wir uns nicht alle gerne beim schreiben zu?

call for papers (pdf, 20kb)

Freitag, 3. Februar 2006

21

ab dem einundzwanzigsten eintrag beginnt bei google das nichts.

das gilt natürlich nicht für bilder. aber für texte ist sie der tod. die 21. man muss als schreiber heute schon auf wikipedia veränderbar oder bei ebay käuflich zu erwerben sein, um zwischen 1-20 aufzutauchen.

oder man lässt sich kunstwörter einfallen und schreibt bewusst sachen falsch, um durch ungewollte erratas in suchlisten aufzutauchen. aber das wäre ein wenig eitel. denkst du nicht?