Dienstag, 24. April 2007

conservapediatrika

blorges in panikstarre

heute morgen mit großem entsetzen bei der f.a.z. gelesen, dass es jetzt ein neo-konservatives gegenprojekt zu wikipedia gibt: conservapedia.com

so eine art reconquista der freien wissensbildung im netz, den feind mit seinen eigenen waffen schlagen, usw. ein web immer-eins-mehr-als-Du der kreationistenfraktion mit stars and stripes im quellcode.

dann - nach dem ersten verdauungskaffee - mal genau auf die seite geschaut. da steht jedoch noch nicht soviel. die neo-cons brauchen noch ein bisschen, bis das alternative wissen eingetippt ist. und später die erleichterung: keine sorge, freie welt. die bösen kriegsgewinnler haben das noch nicht so raus. ein paar halbbeschlagene cowboys mit dsl-anschluss, die auch mal mitreden wollen. schreiben z.b. süße sachen zur freiheit:

Whilst the bible (and other religious, philosphical and fictional text) clearly suggests that restricting the freedom to kill is a 'no brainer' - it is not so clear that restricting the freedom to burn a flag is similarly forbidden. Over such matters are wars started. War (while we are on the subject) in which the freedom to kill is reinstated (probably by God) is often perpetrated in order to allow a righteous army to kill shepherds who may one day threaten their lands with homicide attacks.
blorges ist froh, auch was zu Bush zu lernen:
Though the liberal media continues to disparage Bush's handling of the economy, they often neglect to report the many aspects of the economy that Bush has improved. For example, during his term Exxon Mobile has posted the largest profit of any company in a single year, and executive salaries have greatly increased as well.
May the Lord be with you, conservapedia. Because he'll be the only one patient enough to listen. der rest der welt kann ja derweil mit dem herrngott erbsen zählen gehen und fett verbrennen. oder flaggen.

Donnerstag, 19. April 2007

maradona, de que planeta viniste?

a veces, el tiempo corre en circuitos y regresa con nosotros para hacernos recordar que no hay porque pensar que las cosas tengan que estar así como están. que nada es perpétuo, que nada es firme, que nada es igual.

que la inovación puede acordarnos del pasado y llenarnos de buena voluntad. que el cambio viene del cambiar.

que una pelota pisada por media cancha puede hacernos llorar. antes y ahora.



"¡Genio! ¡Genio! ¡Genio! ta-ta-ta-ta-ta-ta-ta... y Goooooool... Gooooool... ¡Espectacular! ¡Viva el fútbol! ¡Golazo! ¡Diegol! ¡Maradona! Estoy emocionado, perdónenme ustedes... Maradona, en una corrida memorable, en la jugada de todos los tiempos... barrilete cósmico... ¿de qué planeta veniste? Para dejar el camino tan simple, para que el país con el puño apretado, gritando por Argentina... Argentina 2 - Inglaterra 0... Diegol, Diegol, Diego Armando Maradona... Gracias Dios por el fútbol, por Maradona, por estas lágrimas, por este Argentina 2 - Inglaterra 0…”. "


Amén.

Sigue Messi. Y observamos como el tiempo corre en circuitos y regresa con nosotros para hacernos recordar que una pelota pisada por media cancha puede hacernos llorar. antes y ahora.

Mittwoch, 18. April 2007

kitchen beatbox madness

the electro funk daddy superstar break, ladies and gentlemen.

brought to you by tim roth himself (one could think...)

Dienstag, 17. April 2007

UPDATE: if you want to become a good reader

things to do if you want to become a good reader:

  1. be aware of fancy covers
  2. interrupt your lectures
  3. don't finish books that can't challenge and/or entertain you
  4. read Italo Calvino
  5. write
  6. cross your readings
  7. read Alberto Manguel
  8. go to lectures that have only been around for a short while
  9. be patient
  10. read Denis Diderot (Jacques le fataliste)


and (hardcore): the literary theory of Ottmar Ette (Germany).

Montag, 16. April 2007

so schön wählt deutschland


und wer das ganze noch nach beruf, alter, geschlecht, schulabschluss oder einkommen vorgemalt bekommen möchte, der schaue doch gleich selbst nach auf dem Wahlbarometer der BPB.

wann es gibt es eigentlich mal das erste wahlbarometer für nicht wahlberechtigte ausländer? würde doch zugerne wissen, was dem deutschen demokratiepluralismus da vorenthalten wird.

Donnerstag, 12. April 2007

digital ethnography

ich will das jetzt mal unakademisch versuchen, denn ich habe keine lust, mich selbst zu langweilen, aber eins ist doch klar:

das netz hat porn endgültig zu einem substantiellen teil unserer massenkulturen gemacht, wenn auch leider ohne bedeutendes entwicklungspotenzial. es differenziert sich nur aus und wächst in kaum vorstellbarem maße. porn macht mode (auch wenn das französische label SHAI seinen sehr expliziten modekatalog wieder aus dem Netz genommen hat), porn wird studiert, porn wird jederzeit in täglichen 36-häppchen verfügbar konsumiert (diesen link NICHT im büro anklicken) wie eine tageszeitung, besser: wie ein filterkaffee am nachmittag: erleichternd, belanglos, manchmal nötig, schal. und porn ist mindestens so 2.0 wie das netz selber: wir sind porn. es gibt kein drittes anderes, es gibt keine kontrolle, es gibt keine verschwörung.

denn - und das ist der zweite punkt: wir sind die medienproduzenten unser eigenen existenz. wir sind Truman, wir machen die Show. wir sind EdTV, wir sind der minutenaktuelle cnn-journalist, eingebettet in uns selbst.

wird ent-essentialisieren die kunsttradition zweier jahrhunderte, in denen die inszenierung der eigenen biographie ein berufszweig des künstlers oder eine aufgabe des zeugen wurde. wir überführen die notwendige selbstverortung in einem sozialen netz in die simulation einer kommunikation durch die maschine. unser sicherheitsabstand, unser schutzradius von einem zu anderthalb metern, er ist jetzt der bildschirm, die kamera, die tastatur. wir tauschen ihn ein und verlagern das schamgefühl ins nichts. vor einer maschine gibt es keine scham. in diesem sinn ist eine maschine wie ein haustier.

das gesagt, stehen sie schon an der ecke: die ethnographen des digitalen, und beginnen das gebet einer neuen heilsgeschichte.



P.S.: dies ist übrigens kein YouTube-Werbevideo, sondern die arbeit einer forschergruppe. offenbar muss man sich hier für pathos nicht entschuldigen. tatsächlich gibt es schlimmere vergehen als dieses.

also können wir ruhig noch ein kleines webberwonderland-video zeigen. dieses hat sogar einen gewissen didaktischen wert:



ach so, und dass unsere gesellschaft von porn durchsetzt ist, weiss natürlich auch die literatur. da wird im heutigen berlin mitte (dem die duden-redaktion in ihrer neuesten ausgabe verboten hat, von sich selbst als 'szene' zu sprechen) artig in der gebetsmühle gevögelt und ... ach, eigentlich wurde (da: in der literatur) schon immer gevögelt.

Mittwoch, 4. April 2007

diavlo



mal kurz zu was ganz anderem: Jos Buivenga ist so freundlich, seine hervorragenden Schrifttypen kostenlos ins netz zu stellen. hier zu sehen: sein neuester streich: diavlo. Wer mehr wissen will, verweile doch ein wenig auf der seite des jungen herrn buivenga. er macht das wirklich gut.

Montag, 2. April 2007

das teelicht

Das Teelicht ist der Schichtarbeiter unter den Kerzen. Wenn es sich auf seinen Arbeitsplatz setzt, weiß es immer schon, wofür es bestellt wurde, auch wenn er dafür nur schwaches Interesse aufbringt. Wird über das Teelicht gesprochen, dann so, als wäre es nicht dabei oder müsse doch zumindest nicht auch noch gefragt werden. So tut es einfach seine Arbeit: geräuschlos, pragmatisch, konzentriert. Da das Teelicht nicht als Licht, sondern als Wärmequelle dient, hat es vergessen, wie die Morgensonne oder der lange Abenddämmer auf die Menschen wirken. Seine Welt ist ein einziger Keller, in den ungeduldig Arbeitsbefehle gerufen werden.

Zum Wasser unterhält es wie jedes Feuer ein von Missachtung und Ablehnung geprägtes Gefühl der Minderwertigkeit. Allen Stolzes beraubt, lebt das Teelicht als Folge seiner industriellen Produktion im Unwissen über die Natur des Lichts und kennt seine Geschichten nicht. Teelichter wachsen ohne Mythen auf und verstehen die Welt als ein Gefüge aus Sachzwängen. Daher ihre Fähigkeit zur totalen Selbstbeherrschung.

Teelichter tropfen nicht, gehen nie aus der Form und verlieren nicht die Fassung. Jede Travestie, jeder törichte Versuch, glamourös zu wirken, überhaupt: die Annahme, etwas darstellen zu können, das man nicht geboren wurde zu sein, sind dem Teelicht gänzlich fremde, geradezu unbekannte Empfindungen. Es sehnt sich nicht nach der Aufmerksamkeit, mit der man Tropf- und Tischkerzen bedacht, denen erlaubt wird, über Jahre auch die besten Kerzenständer einzuwachsen, weil es über den restfeudalen Hochmut der Unterschicht verfügt, sich selbst genug zu sein.

Niemals lügt es, niemals kommt es auf eigene Ideen, schon bei der kleinsten Herausforderung gibt es auf. Das Teelicht ist reine Funktion und von allen natürlichen Lichtquellen der Maschine am nächsten. Selbst außerplanmäßige Einsätze auf Fensterbänken, zwischen Rosenblättern am Badewannenrand und auf nachlässig gepflegten Dielenfußböden erfüllt es mit einer an Apathie grenzenden Teilnahmslosigkeit und wenn es könnte, würde es, als Beweis für seine humorlose Sachlichkeit, dabei blau leuchten. Weißblau.

Sonntag, 1. April 2007

zwilling

dein innerstes
liegt wach an deiner seite.

dasselbe buch,
von der welt
ein zweites mal gelesen.

eine letzte wahrheit tief in dir,
doch davon kein wort,
jedes wär zuviel.

du selbst bist differenz
und mühst dich nicht
sie einzuholen.

du schläfst auf einer hälfte
und auf der andren mit.