Montag, 29. Mai 2006

navidad

and now, for something completely different...

estamos en tiempo de primavera, pero con condiciones climáticas más bien otoñeras, para no decir: hace un frio que te cagas. bueno, no, no te cagas, pero es un chiste este mood-swing constante de nuestros cielos...que le vamos a hacer...decidieron dejar caer toda la lluvia y hasta la más fuerte tormenta ahora para que en dos semanas todo brille y luzca cuando empezará la copa por estas tierras.

y como los tiempos no son para sentirse en verano, igual nos sirve mirar hacia atrás (o adelante, como quieran) y recordarnos una vez más de la linda navidad. podría ahora hablar de las maravillas de la "weihnachtsgeschichte" (ya que éste pretende ser un blog literario), pero los dejo nomás con un lindo video (el segundo en este blog) para que se diviertan.

buen día y buenas noches,

papa noel (aka: blorges)



esta cosa está hecha por: la red demo. compañias creativas.

Samstag, 27. Mai 2006

yoko tawada

gestern abend versammelten sich im rahmen des 72. internationalen pen-kongresses in der berliner französischen friedrichstadtkirche am gendarmenmarkt sechs der interessantesten zeitgenössischen autoren deutscher sprache:

  • Ilija Trojanow
  • Zsuzsa Bánk
  • Sherko Fatah
  • Emine Sevgi Özdamar (die übrigens "Össdamar", nicht "Ötzdamar" ausgesprochen wird...)
  • SAID
  • Yoko Tawada
warum gerade diese sechs? nun, weil sie a) auf deutsch und b) sehr gut schreiben. und vor allem: weil sie alle nicht hier geboren sind. also führt man sie zusammen, weil sie uns daran erinnern, dass deutschland ein einwanderungsland ist, schon seit jahrzehnten. und dass wir immer noch nicht gelernt haben, anstatt von migranten (die bestimmt bald wieder gehen) von Emigranten (die bleiben und hierhin zurückkommen wollen, immer wieder) zu sprechen.

politisch würde man jetzt sagen: "autoren mit migrationshintergrund". das klingt allerdings so, als wäre es eine latente warnung. fakt ist: wir haben noch keine sprache, um diese literatur zu klassifizieren und können uns durchaus damit begnügen, sie einfach: deutsprachige literatur :zu nennen. viel ist damit natürlich nicht gesagt. das war schon zu heines zeiten so.

oder wir bedienen uns der sprache von ottmar ette und nähern uns diesem schreiben an als einer literatur ohne festen wohnsitz. eine literatur der zwischenwelten.

hier entstehen zwischenwelten im schreiben. und in den zwischenwelten wird geschrieben, auf der reise, im pendeln, in der bewegung zwischen den koordinaten von herkunft, wohnort und sprache.

es waren die wundervolle und dem ganzen geschehen etwas entschwebende özdamar und vor allem yoko tawada, die dem gestrigen abend ihre besondere qualität verliehen haben.

yoko tawada, die zart, schmal und zurückhaltend auf ihrem stuhl saß und fast den gesamten abend ihre augen niedergeschlagen auf den tisch heftete. die umso mehr überraschte, als sie wie ein orakel anfing, auf die fragen des moderators zu antworten. aus der interessierten aufmerksamkeit im publikum wurde eine gespannte stille. eine frau, die kein wort zuviel sagt. eine frau, die verleitet zu glauben, beschützt werden zu müssen (obwohl ich viel jünger bin als sie, ging es mir so, bis sie anfing zu sprechen). eine frau, die aus einer ungewöhnlich souveränen inneren mitte spricht. mit einem starken eigenen rhythmus.

als sie gefragt wurde, wie sie sich dabei fühle, dass sie in new york niemand auf ihr (sichtbar japanisches) äußeres anspricht, in ihrer wahlheimat hamburg allerdings jeder, antwortete sie entwaffnend charmant: wenn man es positiv formulieren möchte, so tawada, könne man sagen, dass sich in den usa eben niemand für deine herkunft interessiert, wohingegen die menschen in der hansestadt gleich ein gespräch über japan anfangen und fragen stellen würden.

gelächter, erleichterung im publikum. keine deutschen-schelte. keine selbstkastei. und die fremdenfeindlichkeit in deutschland? die menschen seien eben oft nicht darauf vorbereitet, auf so vieles, dass sie fremd nennen, weil sie es nicht verstehen. dass die menschen angst hätten und überfordert seien. das wäre in japan doch nicht anders, nur müssten die japaner sich kaum dieser angst stellen, es gebe halt kaum nicht-japaner in japan.

sagte es, sortierte ihr manuskript und las und ich machte erneut die erfahrung, wie anziehend, wie geradezu körperlich gute kunst im moment ihrer aufnahme auf mich wirkt. tawadas sprache, ihr rasanter witz, ihre genauigkeit, in dem verzweiflung und schwerelosigkeit zwei aspekte der gleichen unbekümmertheit im umgang mit sprache sind, ihre eleganz.

beim herausgehen ein japanisches fernsehteam: ich improvisiere eine kleine hymne auf sie, will sie später um eine widmung bitten (das will ich selten), doch sie war schon verschwunden. draußen vor der kirche: pen-prominenz. von ihr blieb: die dezente präsenz großer sprachkunst. wie sie im kopf nachhallt.

Mittwoch, 24. Mai 2006

ode an die vorratsleichen

jeder von uns hat diese vorratsleichen in seinem schrank. längst vergessene fehleinkäufe, die nun schon den fünften frühling auf ihre wiederentdeckung warten und dabei hoffen, still bei sich, in ihrer einzelhaft, dass sie doch noch einmal richtig auftischen dürfen.

drei von ihnen sollen heute ihre "three rows of fame" erhalten:

stollenwerk grünkohl, handverlesen, grob geschnitten. 660g, von denen wohl nie 420g abtropfen werden.

adolf justs luvos heilerde ultra, pulver zum einnehmen, wirkstoff heilerde. angebrochen, vereinsamt. ein arzt ohne patient.

dextro energy, dextrospur plus, 10 vitamine sofort-energie. man wünscht diesem pulver einen athletischeren, pro-aktiveren haushalt.

sagen wir heute auf wiedersehen zu stollenwerk, adolf just und der dextrospur.

ihr habt es wirklich versucht. wir sind es, die noch nicht bereit für euch waren.

der nacken

in einem post vom 14. april habe ich hier eine vorläufige version von die lenden veröffentlicht. dieser text war, genauso wie der folgende es sein wird, teil einer gerade entstehenden kurzprosa-reihe, in der ich mich schreibend körperteilen, besser: -regionen nähere, inspiriert durch die textsammlung werkzeugkasten oder caja de herramientas von fabio morábito.

der nacken

Gäbe es nicht unser eitles Haargewinde, der Nacken läge offen und entblößt wie ein Auge in seiner Kuhle, so wie das Loch in einer alten Baumrinde, nur zufällig wurde ein wenig Haut über ihn gespannt. So versteckt er geschickt sein eigentliches Wesen. Er ist Knotenpunkt unserer Existenz und streng gehütetes Geheimnis.

An der Nackenlinie verläuft der zentrale Disput in der Geistesgeschichte der Menschheit, er ist – durch seine unverrückbare Verbindung zwischen Kopf und Rumpf – der unauslöschliche Beweis für eine Vereinbarkeit zwischen Geist und Körper. Die Menschheit hat sich jahrhundertelang der Tötung durch Abtrennung des Kopfes vom Körper am Nacken bedient, um genau diese Verbindung zu trennen, dieses Skandalon des Menschen aufzulösen. Durch den Nacken betritt der menschliche Geist den Körper, er ist das Eingangsportal, hinter dem unsere Vorstellungskraft auf die Wirklichkeit unserer physischen Existenz zurückgeworfen wird. Er ist durchlässige, ja nachlässig bewachte Grenze, Vorhof der intimsten und tiefsten Missverständnisse zwischen dem Notwendigen und dem denkbar Möglichen.

Der Nacken kommuniziert den royalen Großmut des Großhirns mit den Nöten und Bedürfnissen der von tausend Lasten und unzureichender Muskelmasse geschwächten Wirbelsäule. Er klagt an und versteift sich wie ein Funktionär des Proletariats, wenn sich in ihm der Eindruck erhärtet, die Großkopferten dort oben hörten ihm nicht richtig zu. Seine Parteilichkeit ist eindeutig, denn er weiß um die Bedeutung seiner Rolle in dieser ewigen Tragödie aus Immer-schon-da-gewesen und Nie-was-anderes-gekannt, in diesem immerforten Disput der Hierachie. Er allein kennt den Kern des Problems, er allein weiß, dass Geist und Materie, dass Hirn und Körpermasse nur deswegen sich nicht verstehen, ja sich nie ohne ihn zu verständigen wüssten, weil sie eines fundamental voneinander trennt: die Fähigkeit, Schmerz zu empfinden. Und so zurrt der Nacken die Seile immer fester, je weniger sich das Großhirn um seine niederen Vasallen kümmern will. Mit der Kraft seines Wissens um die tägliche Mühen der Nervenbahnen, ihrer ungedankten und ewig ausführenden, niemals kreativen Arbeitsprozesse, transportiert er die Schmerzwellen wie Warnschüsse auf die Kopfhaut, an die Großhirnrinde und damit auf die Straße. Migräneattacken sind Warnstreiks des Körpers unter der Führung des Nackens. Seine Macht liegt in der Tatsache, dass er diese Zwischenwelt bewohnt, in der sich keine der beiden Parteien ganz mehr auskennt, er wohnt in einer Art befriedeten Zone, ist Vermittler, Diplomat, Friedensforscher.

Über den Nacken entscheidet sich, was reinkommt und was nicht. Er ist das Scharnier unserer Haltungen zur Welt. Durch ihn bestätigen wir uns und andere in den Dingen, mit ihm schwingen wir uns auf zu der Eindeutigkeit eines Neins. Von dort, von hinten und aus der Deckung, geben wir das Kommando an die Front und wackeln unseren Schädel passend zu unseren Meinungen und Vorstellungen. Er ist General und Dompteur zugleich, ein Vorbild an gelebter Demokratie.

Er ist der Fluss, über den die Schiffe das eine mit dem anderen Ufer verbinden, durch ihn wird Konsens an den Grenzen der Verständigung möglich. Er richtet uns auf, er gibt uns preis. Ehrlicher als der Nacken wird nichts in uns.

Mittwoch, 17. Mai 2006

zeitgeistfliegen: werkstatt

es gibt werbetafeln, die findest du nur unter der erde, im dunkeln, bei hoher geschwindigkeit. wenn sie dich finden.

es sollte streitgespräche geben, die sich flüstern lassen.

es gibt wörter, sätze, bücher, welten, die lassen sich nicht übersetzen, die behalten sich eine gewisse autonomie der herkunft vor. denen kann man nur auf ihrem boden begegnen.

es sollte niemand daran gehindert werden, so bei rot über die ampel zu gehen, dass es keiner sieht. vor allen dingen nicht die ampel.

Sonntag, 14. Mai 2006

galeano schreibt

heute, zum muttersonntag, ein paar sistemzeilen vom gewissensdichter lateinamerikas, eduardo galeano (der übrigens vor ein paar jahren ein sehr unterhaltsames und kluges buch zum fussball geschrieben hat, dt. titel: der ball ist rund und tore lauern überall).


el sistema

que programa la computadora que alarma al banquero que alerta al embajador que cena con el gerenal que emplaza al presidente que intima al ministro que amenaza al director general que humilla al gerente que grita al jefe que prepotea al empleado que desprecia al obrero que maltrata a la mujer que golpea al hijo que patea al perro.

eduardo galeano, dias y noches de amor y guerra




in diesem sinne: nicht so viel vor dem computer sitzen, sondern der mama zum blumentag gratulieren, bevor sie euch eins überbrät.


[literatur, eduardo galeano, uruguay, lateinamerika, el sistema]

Montag, 8. Mai 2006

phisch - independent film release aus potsdam

voller stolz berichtet blorges heute von einem neuen stern am independent film himmel zentraleuropas (wir sind alle mitte, irgendwo).

phisch, das neueste, ja sogar: das ERSTE produkt aus der talentschmiede im herzen der stadt, der famosen wg b68! hier, wo sich fuchs und hase ihre gute-nacht-raketen basteln und ein examenswunder nach dem nächsten fabriziert wird, hier, wo sternenklare gedanken auf sonnendurchflutete räume treffen, HIER: im epizentrum einer neuen kulturdynastie (ja, es gibt auch andere, die sind auch gut, ist klar, love generation, baby), also: hier ist etwas neues entstanden.

ein schöner, kleiner film.

trotz höchst unsicherer rechtslage (urheberrecht, geschütztes trademark, fussball-wm 2006, etc.) ist es blorges (unter einsatz aller zur verfügung stehenden usw.) sogar gelungen, eine kopie dieses einmaligen werks zu stibitzen und hier der welt erste EXKLUSIVE fotos zu präsentieren. so sei es dann angerichtet.

Titel: Das große Fressen. Teil 1: Die Milchkuh.
Laufzeit: 0:55 Min.
Format: 16:9, WMV, 3,3MB
Ton: Mono Surround
Offizieller Release: 24h-Kino auf WG Homepage

Donnerstag, 4. Mai 2006

new mac ads

ich hab es ja nicht so mit product placement oder schleichwerbung, aber gut ist gut und apple macht nicht wirklich alles besser (nicht alles), aber sie machen das meiste geschickter (ausnahmen: "textedit" und in teilen "mail").

and they relax better: getamac werbespots

bibliophagie

für jeden, der sich sein lieblingsbuch mal direkt durch den kopf gehen lassen will, sei folgende anleitung zum fröhlichen cookbook-happening der gruppu bankomat empfohlen:

Cook Book

ob übersetzungen anders schmecken als ihre vorlagen? ist beckett eher wie getrocknete putenbrust (so im abgang, meine ich) oder stellt sich vielleicht nie ein geschmack ein, gerade weil man etwas hibblig in der suppe rührend auf ihn wartet??

schmeckt der blütenstaub wirklich nach blütenstaub (und wie schmeckt blütenstaub überhaupt)?

und (den disput hatte ich heute mit einer uninspirierten komparatistin aus bremen) was ist deutsch an heinrich heine?

...es häuften sich hier gerade so viele fragen, da dachte ich, ich könnte die auch noch unterbringen...

die komische kuh sagte doch tatsächlich, naja, der heine hätte ja schließlich in frankreich gelebt und deshalb sei das ja nix mit dieser (eh veralteten Konstruktion einer) Nationalliteratur...

siehste, das passiert, wenn man sich aufregt. prompt fang ich an, groß zu schreiben. tss.