Freitag, 30. März 2007

1978

[Sommer 2005]

1978 war ein merkwürdiges Jahr. Zweimal verkündete der Vatikan stolz der Welt „Habemus papam!“, doch erst beim zweiten Versuch hielt der Gottessegen und das fast 27 Jahre lang. Es war das Jahr, in dem der erste deutsche Astronaut ins All geflogen ist und hätte ich nicht vor einiger Zeit „Good bye, Lenin“ gesehen, dann wüsste ich heute wahrscheinlich nicht, dass Siegmund Jähn ein Ostdeutscher war und würde mich leise darüber wundern, warum mir weder sein Name noch seine bahnbrechende Tat bisher ein Begriff waren.

Ich bin in Bonn aufgewachsen und da ist der Osten sehr weit weg. Zuerst existierte er gar nicht und war die unbekannte Fläche um West-Berlin, das aber auch kaum existierte. Von Wenders Film war mir nur die Stille in Erinnerung geblieben und das traurige Gesicht von Bruno Ganz, den ich aber wieder vergessen sollte. Den Osten gab es erst, als 1989 die Mauer fiel und ich mich auf einem Fest von Parteifreunden meines Vaters wiederfand, bei dem die Tische mit schwarz-rot-goldenen Papierdecken geschmückt waren. Das hat mich zwar gehörig irritiert, aber ich war noch zu jung, um dazu eine Meinung zu haben. Irgendwann standen alle Erwachsenen um den Fernseher herum, sangen die Nationalhymne und einige weinten. Später gab es ein Feuerwerk, aber das konnte man von dem Garten des Parteifreundes nicht so gut sehen, es standen zu viele Bäume im Weg.

1978 heißt ein Buch, das in diesen Tagen auf den Markt kommt und eine Reihe begründet, die sich „Diskothek“ nennt und die letzten 50 Jahre der Popgeschichte aufrollen will. Buch plus Musik. Das Booklet-Prinzip einmal andersrum. Merkwürdig nur, dass die bei 50 Jahren Popgeschichte genau im Jahr 1978 anfangen…das kann kein Zufall sein. Gerade höre ich auf Radio Eins, dass es dort jetzt eine neue Sendung geben wird, die heißt „Diskothek“ und stellt in jeder Sendung ein Jahr aus den letzten 50 Jahren Popgeschichte…

So etwas nennt man „Cross-media-promotion“ und da es sich in diesem Fall um meine Stammzeitung und -radiosender handeln, die hier Hand in Hand aufgemotzte Sampler verkaufen, finde ich das gar nicht mal schlecht. Ich kann es gar nicht schlecht finden. Aber kaufen werde ich das nicht, ich hab ja schon die SZ-Bibliothek und die nimmt soviel Platz ein, dass ich mir gleich ein zweites Bücherregal kaufen musste. Immerhin hab ich nun einen Band der Diskothek, der bleibt jetzt wie ein Botschafter neben der Anlage stehen und kann mir vorschwärmen, wie toll es wäre, doch mal all seine Kollegen kennen zu lernen. Doch ich werde nicht weiter zuhören. Mich interessiert nur die 1978.

Quersumme 25, also eigentlich 7. Immer diese sieben.

Ich werde an einem 16. September 2005 heiraten. Das ist nach ein bisschen Kabbala dreimal sieben, doch eine gute Freundin hat mir mit viel Hoffnung in den Augen gesagt, das sei ein gutes Zeichen, die sieben sei überhaupt ein gutes Zeichen und dieses, das Jahr 2005, gerade deswegen auch ein gutes. Sie will in diesem Jahr hier in Berlin eine Buchhandlung eröffnen, in Mitte. Hier ist jeder zwischen 25 und 30. Wir merken langsam, dass wir auch eine Generation sind und werden dabei langsam erwachsen. Es ist wie vor einer Theaterpremiere: Weil ich etwas nervös bin, muss ich dauernd aufs Klo, aber ich freue mich auf das Stück, das Publikum, das Licht.

Für uns alle ist irgendwann mal Zeit fürs Licht.

Dienstag, 27. März 2007

un niño

un niño, que ya no es muy niño, me pregunta:

¿porqué resulta que mientras aprendemos, nos damos cuenta de la altura de nuestras ignorancias?

y le contesto, firme y honesto, pero inseguro:
porque aprendes a ver de tanto lo que has leído.

porque sabes escuchar, de tanto que has de recordar.

porque logras sentir, ya que consigues, entre los toques y el empujón, tus encuentros.

porque aciertas holer, de tanto haberte acercado.

porque sabes más de tanto saber.

porque a tu hambre que te mantiene vivo, se te ha juntado un sabor de multitudes, de panoramas, de opciones.

porque de tanta opción te has vuelto mudo, ciego, apático y estéril. te has vuelto plano.

y empiezo a hojear un libro en búsqueda de una palabra que no le sé explicar.

él me mira triste, pero más firme que antes. y decide no preguntarme más cosas que no sé.

(05/marzo/2007)

Dienstag, 20. Februar 2007

ein kleiner rest

an ihr ist sprache.
sie klebt wie teig aus sehnen an uns fest.
und atmet still. und wächst.

sachte legt sie wörter fest und fester
und nichts steht außer ihr allein für sich.
wie ein muskel, der gereizt
auf alles reagiert.

an uns ist sprache.
ein kleiner rest.
wie teig aus sehnen
wächst er fester.

Dienstag, 30. Januar 2007

latinlog: Rery Maldonado

seit dem 25. dezember 2005 erscheint im online-feuilleton satt.org eine wöchentliche anthologie lateinamerikanischer lyrik: latin.log, herausgegeben und übersetzt (zumindest meistens) von timo berger und rike bolte.

vom netz zurück in die welt haben es diese texte auch schon geschafft. 2006 hatte das mobile lateinamerikanische lyrik-festival latinale premerie in deutschland (berlin, bonn und münchen) und konnte dabei mal eben so beweisen, dass lyrik zwar nicht arm, aber mindestens so sexy wie die hauptstadt ist.

und während die latinalos schon wieder das nächste festival vorbereiten, gibt es auf latin.log immer sonntags ein neues poem für die woche (die ja bekanntlich bei den brasilianern am sonntag beginnt).

ganz aktuell: hombres como tu/männer wie du von der in kreuzberg lebenden autorin, buchhändlerin und l'art pour vie-künstlerin rery maldonado.

Felizidades Rery!

P.D.: 15/10/2007: Es lebe der Leser und weil er lebt und mitliest, und ich mich in der dankbaren Position befinde, diesen Post aktualisieren zu können, hier also nochmal zum Mitdiktieren:

FeliCidades Rery!

Freitag, 19. Januar 2007

14471.blogspot.com

14471.blogspot.com ist mein literarischer bolzplatz. ein halbwegs umzäunter datenacker für den digitalen müßiggang. ein hochkoloriertes schlachtfeld aus zitaten, werkstatt-texten, reisefotos von netzvoyagen und eintäglichen zeitgeistfliegen.

14471.blogspot.com ist das unregelmäßige kalenderblatt eines sprunghaften querlesers, in dem langsam die erkenntnis reift, das ihn nicht genug texte wirklich überzeugen. mit gleichem tempo wächst die einsicht, das die eigenen keineswegs besser sind.

die frage, die bleibt, ist: an was hält sich das schreiben - heute noch - fest? und an was das lesen?

und durch was lässt sich der anschwellende stillstandsblues aufhalten, übertönen, besser noch: überflüssig machen? nochmal von null anfangen ist im zeitalter der uferlosen reproduktion des kunstwerks von vorneherein auszuschließen.

wo fangen wir also an?

Dienstag, 16. Januar 2007

neu im netz: jazzduo hönniger & stratmann


weil die welt musiker braucht, die ihren job ernst nehmen...

weil der beste jazz aus den fingern kommt...

und weil diese seite jetzt endlich online ist...

ist es my great pleasure to introduce to you some brothers from the Nordrhein:

JAZZDUO HÖNNIGER & STRATMANN @ jazzduo.info

so, und jetzt groove ich noch bei ein bisschen jack johnson durch die nacht und singe: staple it together and call it bad weather. (und alle:) staple it together and call it bad weather, you gotta staple it together...

Donnerstag, 11. Januar 2007

pferdefleisch und eine kurze notiz zu island



obwohl ich eigentlich gerade an etwas völlig anderem arbeite (morábito, mal wieder, entsprechende surrogate bald an dieser stelle), wollte ich (zu diesem zweck) kurz in picasa ein bild bearbeiten und stolperte über ein paar aufnahmen, die johnny krepel letztes jahr hier in der berliner wohnung gemacht hat. mit einer völlig unzureichenden billig-digital-kamera. niemand hat damit auch nur irgendetwas brauchbares schießen können. nichts außer völlig verrutschten und miserabel belichteten datenmüllhalden.

niemand außer johnny. im hauptberuf ist der mann goldschmied und bildender künstler. und was für einer.

wer jetzt - angestachelt durch das obige motiv - unbedingt mehr fotos zur visuellen gesamtverdauung benötigt, dem empfehle ich ausgedehnte spaziergänge auf der homepage der isländischen fotografin rebecca Guðleifsdóttir.

den kompletten Guðleifsdóttir overload gibt es hier. die dame fotografiert sich ganz gerne selber. das ist aber überhaupt nicht schlimm. sie ist ziemlich gut dabei.
Posted by Picasa

Montag, 8. Januar 2007

blorges' life cycle


auch blorges hat seine zyklen. gerade läuft aber alles ganz gut.

bitte am 11.01. mit mir umzüge planen.


am 15.01. wird -bitte notieren- der jahrhundertroman verfasst und am

17.01. darf dann geknutscht werden.

wer selber ran will, knutsche bitte mit dem generator selber.

Donnerstag, 4. Januar 2007

da draußen: paraplüsch

therapiezentrum für verhaltensgestörte plüschtiere.

einen schnellkurs in verhaltens- und gestalttherapie kann man auf dieser wunderbaren Webseite bekommen. ist offenbar schon zwei jahre im netz. kennt also bestimmt schon wieder jeder. nur blorges läuft erst jetzt durchs ziel.

was soll man machen.

http://www.parapluesch.de/

nehmt euch eine viertelstunde zeit. macht richtig spass.

nachts aufwachen und denken:

träumen ist, wenn aus gedanken räume werden.

(eigentlich vom 12.11.2006)