Dienstag, 14. März 2006

die stadt der arbeiter

das folgende ist ein fragment, eine art arbeitsnotiz zu einer kurzgeschichte, die ich mir seit etwa einem halben jahr vornehme zu entwickeln. es hier so zu veröffentlichen, soll nicht den tod dieses vorhabens einläuten, sondern ihm vielmehr neuen auftrieb geben.

die stadt der arbeiter

plot: stadt, in der die arbeiter in fast quadratischen wohnblöcken wohnen, die unterirdisch über ein kanal-transportsytem mit den jeweiligen arbeitsgebäudeblöcken verbunden sind und, aus gründen der ökonomie, über keine eigenen ausgänge verfügen. eingelassen in die decke der eingeschossigen wohnsegmente ist ein großes fenster, das einzige fenster der wohnung. die wohneinheiten der arbeiter sind alle gleich groß und jeweils ohne zwischenräume aneinander gebaut. so ergeben sie eine gleichmäßige fläche auf ihren dächern, die letztlich ein großes dach, ein großer steinboden sind, in den in immer gleichen abständen die kratzfesten glasfenster der wohneinheiten eingelassen sind. von oben betrachtet sind sie beinahe schön. besonders nachts, wenn die arbeiter in ihren wohnungen die lichter anschalten. um das so entstehende lichtfeld ästhetisch etwas zu variieren, hat die zentralexekutive (ZEX) die produktionseinheiten der lichtindustrie „angeregt“, den weichen gelbton der birnen in einem verhältnis von 1:5 in ihren fertigungsreihen zu alterieren. es entstand die glühbirne LuxUs, modell 1-5. in den meisten fällen lag die entscheidung bei den arbeitern selber, welchen farbton sie für die beleuchtung ihrer wohnungen wünschten. hin und wieder konnte man, wenn der zähe luftverkehr es zuließ, von den wohnungen aus den himmel sehen und manchmal, vielleicht im abstand von ein paar tagen, lief in der abenddämmerung oder ganz früh am morgen, ein hund über das fenster und blieb kurz stehen. es schien immer der gleiche hund zu sein: groß und schwerfällig, mit schwarzem Fell und einem ausdruck von trägem stolz in den augen. wenn er sich entschlossen hatte weiterzugehen, vielleicht zum nächsten fenster, sah man die schwere leine, an der er einen sicherheitsbeamten über die plane steinfläche der wohnquadrate zog. manchmal blieb dieser auch einen moment stehen und schaute kurz nach unten in die wohnung, bevor er sich entschied weiterzugehen und vielleicht morgen, vielleicht aber auch erst in vielen wochen wiederzukommen.

Keine Kommentare: