Sonntag, 6. August 2006

von entzielstrebigten liebeshalden

alberto chimal veröffentlicht jeden mittwoch auf seinem blog las historias literarische werkstatt-übungen. dieses wochenende habe ich sie zum ersten mal gemeinsam mit elke, esther, silvana und esther ausprobiert.

besondere stilblüten (besser: -früchte) hat folgendes exerzitium hervorgebracht:

man nehme frei zu wählende prä- oder suffixe und kombiniere sie fröhlich mit vorhandenem wortgut. dazu schreibe man kurze einträge im stile eines (fremd-)wörterbuchs.

es geht los:

entzielstrebigen: einfach alle viere von sich strecken.
(silvana)

gottesableger: männliches selbstverständnis als ebenbild
gottes. (elke)

sakrophil: das heilige liebend, besondere Form religiöser
verehrung. im zuge der katholischen heiligenverehrung verbreitete auffassung echter spiritualität. (tobias)

liebeshalde: treffpunkt tragisch verlassener ehemänner. (esther)

eintratschen: warmlaufen in einem dialog. (silvana)

ab- und zuhälter: jemand, der ab und zu zu einem hält; oder: der andere davon abhält, zu mir zu halten. (elke)

vertrinken: in der reihe: trinken, antrinken, betrinken, vertrinken, kotzen, bekotzen. stadium nach dem betrinken bei welchem sich der vertrunkene selbst nicht mehr erkennt, meist von starken artikulations- und koordinationsproblemen begleitet. (esther)

patofeudal: krankhafter revisionismus; ausgeprägtes krankheitsbild bei britischen royalisten und, in abgewandelter form, bei lateinamerikanischen großgrundbesitzern. dort auch bekannt als patofeudalitis latifundita. (tobias)

verstuhlt: pädagogische bezeichnung für das bewegungsarme
unterrichten an deutschen schulen. (esther)

post-intelligenz: geklärtes, realistisches bild des
bestehenden wissens ohne sich hinter angeblichen kompetenzen zu verstecken. (silvana)

zwischenlust: die lust zwischen den lüsten; z.b. essen nach und vor dem beischlaf. (elke)

danke für das schöne wochenende, die damen. war sehr produktiv und lehrreich. ihr habt mir ordentlich den kopf gewaschen. werde mich bemühen, in zukunft den schädel gewaschen mitzubringen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Bueno, muy bueno!!! Hagan un diccionario!

salu2

ereira hat gesagt…

Das erinnert mich an die Stilübungen von Raymond Queneau, der vermag aus einer einzigen Geschichte immer wieder neue zu machen. Der Inhalt ändert sich dabei nicht, nur (auf sprachlicher Ebene) die Art wie erzählt wird. Stilübungen eben.
Kennst du die? Sie eignen sich gut für die Schreibwerkstatt.

Eine dicke Umarmung
Joschi